April 14, 2024

Basale Stimulation durch alle fünf Sinne

Alles Wissenswerte über Basale Stimulation


Autor:
IHM Experten-Team
Intensivpflege-Team bei IHM
Inhaltsverzeichnis

Was ist Basale Stimulation?

In der Regel handelt es sich um Personen mit erheblichen Beeinträchtigungen, deren Wahrnehmung durch dieses anerkannte therapeutische Konzept angeregt werden kann. Durch diese Methode kann erkrankten Menschen ein Stück Lebensqualität zurückgegeben werden. Selbst während des Sterbeprozesses kann diese Methode von Bedeutung sein. Daher sollte die basale Stimulation im ambulanten Pflegealltag nicht vernachlässigt werden. 

In diesem Artikel zeigen wir Ihnen die verschiedenen Formen der Pflege und ihre jeweiligen Vorteile.

Die basale Stimulation erweist sich als hilfreich bei reduzierter Eigenaktivität

Durch die Anwendung der basalen Stimulation streben Pflegekräfte/Therapeuten in Pflegeeinrichtungen danach, mittels grundlegender Handlungen eine Verbindung zu pflegebedürftigen Personen herzustellen. Diese Interaktion zielt darauf ab, beeinträchtigten Individuen unabhängig von ihrem Pflegebedarf und -grad die Möglichkeit zu geben, mit ihrer Umgebung in Kontakt zu treten.

Weshalb ist Basale Stimulation von Bedeutung?

Die basale Stimulation dient als Instrument zur zwischenmenschlichen Kommunikation auf einer nonverbalen Ebene. Durch vestibuläre, somatische und vibratorische Reize werden die Sinne angeregt und die Wahrnehmung auf vielfältige Weise aktiviert. Dabei kommen verschiedene Elemente wie Gerüche, Licht, Berührungen und Musik zum Einsatz. Auf diese Weise können Pflegebedürftige ihren Körper intensiver wahrnehmen, ihre räumliche Orientierung verbessern und vieles mehr. Die basale Stimulation zielt darauf ab, alle fünf Sinne (Riechen, Hören, Schmecken, Sehen, Fühlen) anzusprechen.

Die Implementierung der basalen Stimulation ist nicht nur von Nutzen für die Patienten, sondern trägt signifikant zur Qualität Ihrer Einrichtung bei. Ein konsequent umgesetztes therapeutisches Konzept ist auch für den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) von Relevanz. Basale Stimulation erweist sich somit als äußerst wertvoll: nicht nur für die Patienten und das interne Qualitätsmanagement, sondern auch im Kontext des MDK und seiner Qualitätsprüfungsrichtlinien (QPR). Denn auch bei den Begutachtungen wird oft besonderer Wert auf das Angebot basaler Stimulation gelegt.

Für welche Personen ist die basale Stimulation geeignet?

Die basale Stimulation wird beispielsweise bei folgenden Krankheiten eingesetzt:

  • Patienten mit schweren multiplen Beeinträchtigungen
  • Zustände von tiefer Bewusstlosigkeit
  • Apallisches Syndrom
  • Zustände von Hemiplegie
  • Kopfverletzung mit Hirnbeeinträchtigung
  • Demenzsyndrom

Diese Krankheiten sind alle durch eingeschränkte Beweglichkeit und stark beeinträchtigte Kommunikationsfähigkeiten gekennzeichnet. An diesem Punkt setzt die basale Stimulation an. Ihr Ziel ist es, Anreize zu schaffen, um verschiedene Wahrnehmungsbereiche zu aktivieren. Das zugrundeliegende Konzept wurde in den 1970er Jahren vom heilpädagogischen Psychologen und Sonderpädagogen Andreas D. Fröhlich entwickelt. Ursprünglich für schwerstbehinderte Kinder konzipiert, hat sich die Anwendung der basalen Stimulation im Laufe der Jahre auch bei Erwachsenen etabliert. Die erforderlichen therapeutischen Anpassungen im Pflegebereich wurden von der Pflegewissenschaftlerin Christel Bienstein vorgenommen. 

Die verschiedenen Formen der Sinnesanregungen sind

Vibration Spüren von Körpertiefe und -fülle
Taktile Berührung Anregung des Tastsinns
Akustische Reize Stimulation des Hörsinns mit Klängen
Visuelle Reize Anregung der Sehwahrnehmung
Geruch Aktivierung des Geruchssinns
Geschmack Stimulierung des Geschmackssinns

Wie man Menschen mit Beeinträchtigungen durch basale Stimulation unterstützen kann

In der ambulanten Pflege ebenso wie in Seniorenheimen ist es wahrscheinlich, dass viele Ihrer Pflegekunden in unterschiedlichem Maße unter Demenz leiden. Der Pflegegrad gibt üblicherweise Auskunft darüber, wie stark die Beeinträchtigungen im täglichen Leben sind, insbesondere in Bezug auf Kommunikation, Bewegung und Wahrnehmung. Diese Schwierigkeiten können bei den Betroffenen erheblichen Stress verursachen:

Hier sind einige Beispiele:

Herr A, der über Pflegegrad 3 verfügt, ist in der Lage, sich auf der Station mithilfe eines Rollators zu fortzubewegen, jedoch zeigt er eine vollständige Desorientierung. Diese Desorientierung führt zu Unsicherheiten und Ängsten. Herr A macht einen aufgeregten und unruhigen Eindruck. In solchen Fällen kann die Verwendung von farbigen Leuchten als Teil der basalen Stimulation einen beruhigenden Effekt haben (beruhigende basale Stimulation).

Frau B hingegen ist aufgrund ihres Pflegegrades 4 größtenteils ans Bett gebunden. Oft schaut sie apathisch zur Decke und äußert sich kaum. Sie reagiert nicht auf verbale Interaktionen. Massagen mit diversen Materialien wie Ölen, Gegenständen und sogar Pflanzen scheinen eine belebende Wirkung zu haben: Frau B wirkt dabei weniger apathisch und verfolgt aufmerksam die Bewegungen der Pflegekraft mit ihren Augen. (belebende basale Stimulation).

Herr C, der über Pflegegrad 5 verfügt, ist ein schwerwiegender Pflegefall. Aufgrund eines schweren Schädel-Hirn-Traumas ist er nicht in der Lage, sich zu bewegen oder zu sprechen. Alle Handlungen, die ihn betreffen, werden verbal erklärt. Jedoch verfolgt er mit seinen Augen ein Mobile, das im Raum hängt. Zudem zeigt Herr C Anzeichen von Entspannung, wenn die Pflegefachkraft leise singt (belebende basale Stimulation). 

Beachten Sie, dass die Integration der Stimulation in den Tagesablauf der Pflegebedürftigen sinnvoll sein sollte. Ebenso dürfen therapeutische Maßnahmen niemals gegen den Willen der Bewohner oder Pflegekunden durchgeführt werden. Es ist wichtig, die verschiedenen Möglichkeiten an die jeweilige Situation anzupassen und die Bedürfnisse der Patienten zu berücksichtigen. 

Vorschläge zur basalen Stimulation

Es bestehen diverse Optionen, um die visuelle Wahrnehmung zu verbessern. Eine Möglichkeit besteht darin, sicherzustellen, dass bettlägerige Bewohner nicht ständig auf eine leere weiße Zimmerecke blicken müssen.

Bei der Implementierung der nachstehenden Vorschläge ist es ratsam, auf die folgenden fünf Aspekte zu achten:

  • Korrekte Positionierung: Bitte berücksichtigen Sie den persönlichen Standpunkt des Bewohners. Das Anbringen von Fotos von Verwandten beispielsweise am Kopfende des Bettes ist nicht sinnvoll.
  • Beschränkung der Zeitrahmen: Das Reizangebot sollte zeitlich begrenzt sein. Dauerhafte Präsenz führt zu einer Abnahme von Vielfalt und Anregung.
  • Langsame Bewegung: Mobiles und Windlichter sollten behutsam platzieren werden, damit keine Unruhe oder Verwirrung entsteht. Daher empfiehlt es sich, sie nicht unmittelbar an einem Fenster anzubringen.
  • Angemessene Themen / Inhalte: Biografische und jahreszeitliche Themen sollten behandelt werden, da dies Orientierung bietet und Erinnerungen weckt. Die Abbildungen sollten von ausreichender Größe sein und deutlich erkennbar – es ist ratsam, weniger Personen pro Bild abzubilden und nicht zu viele Details einzufügen.
  • Beobachtung: Während Sie die Sinnesanregung durchführen, ist es ratsam, die Mimik und Körpersprache des betreffenden Bewohners aufmerksam zu beobachten, um herauszufinden, was ihm gefällt und was weniger ansprechend ist. Es ist wichtig, sensibel auf diese nonverbalen Signale zu achten. Als mögliche Maßnahmen können Lichterketten, Familienbilder (eingescannt), die mittels Beamer an Wand und Decke projiziert werden, oder sogenannte Snoezelen-Projektoren eingesetzt werden. Falls vorhanden, können auch alte Dias aus dem persönlichen Umfeld des Bewohners mit einem Dia-Projektor präsentiert werden. Bilder aus der Heimat oder Lieblingsfilme sind ebenfalls geeignete Optionen.

Zusätzliche Ideen umfassen neben Bildern und Fotos beispielsweise Mobiles an der Zimmerdecke oder Windspiele und elektrische Laternen, die in der Nähe platziert werden. 

  • Mobiles: Mobiles sind in verschiedenen Designs und aus verschiedenen Materialien erhältlich. Es wird empfohlen, Mobiles nicht direkt über dem Kopf anzubringen, um mögliche Ängste vor einem Herunterfallen zu vermeiden. Zudem sollte das Mobile nicht aus jeder Perspektive sichtbar sein, um den visuellen Reiz über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten.
  • Windspiele: Windspiele regen das Gehör zusätzlich an. Die Klänge sollten eine angenehme Lautstärke haben. Die Montage erfolgt ähnlich wie bei einem Mobile. Wenn Sie das Fenster geöffnet haben, sollten Sie darauf achten, das Windspiel abzuhängen, falls es zu laut wird. Alternativ eignen sich auch Traumfänger. Diese erzeugen üblicherweise keine Geräusche.
  • Elektrische Windlichter und Laternen: Farbenfrohe Windlichter und Laternen sind besonders im Herbst eine schöne Dekorationsmöglichkeit. Auch in der Adventszeit erfreuen sie das Auge und sorgen für eine stimmungsvolle Beleuchtung.
  • Fotogalerie: In unmittelbarer Nähe könnte eine Fotowand gestalten werden, die gut erkennbare Bilder der Familie, des Haustiers, des Wohnorts oder anderer biografischer Themen zeigt.
  • Banner und Plakate: Es besteht die Möglichkeit, an der schrägen Decke über dem Bett ein Poster, Banner oder Tuch anzubringen.
  • Eine Wäscheleine mit laminierten Fotos: Befestigen Sie Fotos und Bilder in unmittelbarer Nähe des Bettes an einer Wäscheleine, um sie optimal in Szene zu setzen. Hierfür eignet sich idealerweise ein Bettaufrichter zur Befestigung. 

Zusammenfassung: Basale Stimulation

Das Konzept der basalen Stimulation wird als eine therapeutische Methode angesehen, die einen signifikanten Einfluss auf die Lebensqualität der Bewohner von Pflegeeinrichtungen und anderen Pflegekunden haben kann. Wenn sie korrekt angewendet wird, kann die basale Stimulation dazu beitragen, dass die Individuen sowohl körperlich als auch geistig optimal gefördert werden.

Wenn Sie nähere Einblicke in die basale Stimulation erhalten möchten, empfehlen wir Ihnen, mit uns Kontakt aufzunehmen oder Sie besuchen unsere Unterstützungsseite.

Häufig gestellte Fragen (FAQs) zu basaler Stimulation

Was versteht man unter vestibulärer Stimulation?

Die vestibuläre Stimulation konzentriert sich auf die Anregung des Gleichgewichtssinns. Durch eine Vielzahl von Maßnahmen kann das Lage- und Gleichgewichtssystem des Pflegekunden auf unterschiedliche Weise stimuliert werden. Beispielsweise durch behutsames Drehen, Schaukeln und andere Körperbewegungen.

Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit die basale Stimulation ihre Wirkung entfalten kann?

Die erfolgreiche Umsetzung der basalen Stimulation erfordert die Anerkennung und das Empfinden der Anerkennung des Pflegebedürftigen. Daher ist ein maßgeschneidertes Konzept von großer Wichtigkeit.

Ist es möglich, Tiere im Rahmen der basalen Stimulation einzusetzen?

Ja. Therapiehunde und andere Tiere können auch als Instrumente genutzt werden, um die Wahrnehmung von pflegebedürftigen Personen zu fördern.